Bei einer Nachtabsenkung wird die Vorlauftemperatur und somit auch die Raumtemperatur um einige Grade abgesenkt, um Energie zu sparen. Wie genau die Nachtabsenkung funktioniert, für welche Gebäude und Heizanlagen sie sinnvoll ist und welche Einflussfaktoren berücksichtigt werden müssen erfahren Sie hier.
Wie funktioniert die Nachtabsenkung?
Nachts liegen die meisten von uns im warmen Bett und im Haus ist es still. Daher wird zu dieser Zeit auch weniger Wärme benötigt als Untertags. Genau das macht sich die Nachtabsenkung zu Nutze, indem manuell oder automatisch die Temperatur entsprechend angepasst und über Nacht reduziert wird.
Doch wie funktioniert das im Detail? Normalerweise wird trotz des geringeren Wärmebedarfs in der Nacht durchgeheizt. Ihr Heizgerät schaltet sich also auch nachts automatisch ein, um die gewünschte Temperatur von etwa 20-22°C konstant zu halten. Genau das wird bei der Nachtabsenkung ausgesetzt, indem die Vorlauftemperatur – also die Temperatur des Heizwassers – um ein paar Grad reduziert wird. Bei neuen Geräten funktioniert das automatisch, währen die Nachtabsenkung bei alten Geräten manuell eingestellt werden muss. Die Heizanlage muss sich dadurch während der Nacht weniger oft einschalten und die Temperatur sinkt. Damit in der Früh niemand frieren muss wird die Temperatur natürlich rechtzeitig wieder erhöht. Im Idealfall wird dadurch weniger Energie verbraucht und somit die Heizkosten sowie CO2-Emissionen reduziert. Expertinnen und Experten schätzen das Einsparungspotenzial auf etwa 5-10% je nach Heizanlage und Gebäudeart.
Natürlich können nicht nur Eigentümerinnen und Eigentümer von der Nachtabsenkung profitieren, sondern auch Mieterinnen und Mieter. In Wohngebäuden mit Zentralheizung kann diese zwar nicht einfach heruntergeregelt werden, aber das Prinzip der Nachtabsenkung kann trotzdem angewendet werden: Dies gelingt über Heizregler bzw. Thermostate, die im jeweiligen Raum angebracht sind. Ebenso können auch öffentliche Gebäude durch die Nachtabsenkung Energie sowie Kosten sparen: In Schulen und ähnlichen Gebäuden kann die Nachtabsenkung sogar das gesamte Wochenende aktiviert werden.
Info:
Nicht zu verwechseln ist diese Art der Heiztemperaturregelung mit der Nachtabschaltung, bei der die gesamte Anlage komplett ausgeschaltet wird.
Wann macht eine Nachtabsenkung Sinn?
Die meisten Personen verbinden die Nachtabsenkung mit einer Senkung der Energiekosten. Das trifft aber nicht immer zu, da die Raumtemperatur in der Früh wieder angenehm warm sein muss. Das Heizgerät muss also am Morgen die "verlorenen" Grade wieder möglichst schnell hereinholen. In dieser Aufheizphase wird mehr Energie verbraucht als im Normalzustand (Durchheizen). Hieraus ergeben sich drei Szenarien:
Ersparnisse > Energie
Die eingesparte Energie in der Nacht ist größer als die in der Früh zum Aufheizen benötigte Energie: Sie sparen mit Hilfe der Nachtabsenkung.
Ersparnisse = Energie
Die eingesparte Energie in der Nacht ist etwa gleich wie die in der Früh zum Aufheizen benötigte Energie: Ihre Kosten bleiben somit gleich.
Ersparnisse < Energie
Die eingesparte Energie in der Nacht ist geringer als die in der Früh zum Aufheizen benötigte Energie: Die Nachtabsenkung erhöht Ihren Energieverbrauch und somit Ihre Kosten.
Einflussfaktoren bei der Nachtabsenkung
Nicht jedes Gebäude ist gleich. Daher kann die Beurteilung, ob eine Nachtabsenkung sinnvoll ist oder nicht nur individuell gefällt werden. Es gibt jedoch einige Faktoren, welche das Energiesparpotenzial beeinflussen und durch welche die Sinnhaftigkeit der Nachtabsenkung grob eingeschätzt werden kann:
Wussten Sie?
Die Temperatur und Heizleistung können nicht nur während der Nacht reduziert werden, sondern auch untertags. Hier spricht man dann nicht von einer Nachtabsenkung, sondern von der Tagabsenkung.
Haushalte, bei denen die Bewohnerinnen und Bewohner, tagsüber nicht zu Hause sind können auch die Tagabsenkung für das Energiesparen nützen.
Ausnahmen bei Wärmepumpe und Fußbodenheizung
Wärmepumpe und Fußbodenheizung werden in Neubauten gerne miteinander kombiniert, da sie sich besonders gut ergänzen. Diese modernen Häuser sind meistens auch sehr gut gedämmt und haben einen relativ geringen Energieverbrauch. Dies ist zwar gut für die Umwelt und die Geldbörse, aber verringert das Energiesparpotenzial bei der Nachtabsenkung deutlich.
Dies liegt – neben der guten Dämmung und der generellen Energieeffizienz - daran, dass sowohl Wärmepumpen als auch Fußbodenheizungen "träge" Heizungssysteme sind. Wärmepumpen haben eine sehr niedrige Vorlauftemperatur, weshalb sie nur langsam aufheizen. Zusätzlich reagieren Fußbodenheizung nur langsam auf Veränderungen und kühlen ebenso langsam wieder aus. Aus diesem Grund muss nach der Nachtabsenkung früher wieder mit dem Aufheizen begonnen werden, wodurch die Ersparnisse deutlich geringer als bei anderen Heizsystemen ausfallen.
Im schlechtesten Fall werden die Energiekosten sogar mehr: Wenn besonders viel Energie und Warmwasser am Morgen gebraucht wird, kann es passieren, dass die Wärmepumpe nicht genügend Energie bereitstellen kann. Als Unterstützung wird dann der elektrische Heizstab verwendet, wodurch der Energieverbrauch steigt und alle Einsparungen der Nachtabsenkung aufgefressen werden.
Die Nachtabsenkung und der Schimmel
Führt die Nachtabsenkung zu Schimmelbildung und Feuchtigkeitsschäden? Nicht unbedingt: Solange die Taupunkt-Temperatur nicht unterschritten wird, führt die Nachtabsenkung auch nicht zur Schimmelbildung. Wird die Taupunkt-Temperatur jedoch unterschritten, kühlen die Außenwände und Fenster so weit ab, dass die wärmere Innenluft an diesen kondensiert und sich das entstandene Wasser in den Ecken absetzt. Feuchtigkeit und kühle Temperaturen sind ideal für die Schimmelbildung, daher sollte eine Raumtemperatur von 16-17°C (in etwa der Taupunkt) auch nachts auf keinen Fall unterschritten werden.
Tipp:
Das Schimmelrisiko kann durch regelmäßiges Lüften (ideal: Stoß- und Querlüften) vermieden werden. Sie sollten daher auch im Winter daran denken.
Außerdem können Sie mithilfe eines Thermometers mit integrierter Luftfeuchtigkeitsanzeige (Hydrometer) die Feuchtigkeit in Ihrem Zuhause im Blick behalten. Ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70% wird die Schimmelbildung begünstigt.
Fazit und hilfreiche Tipps
Eine Vielzahl von Faktoren (z.B. Heizsystem, Bauweise oder Wetter) beeinflussen wie viel Energie und Kosten durch die Nachtabsenkung gespart werden können. Als Faustregel gilt jedoch: "Je besser gedämmt und massiver das Gebäude ist, desto weniger Energie und Kosten können durch die Nachtabsenkung gespart werden".
Wir haben Ihnen nochmal die wichtigsten Fakten zusammengefasst:
Hohes Energiesparpotenzial zeigt sich bei schlecht gedämmten Häusern und Wohnungen, bei normalen Heizkörpern (Radiatoren) sowie bei Heizsystemen mit hoher Vorlauftemperatur (Öl- oder Gasheizung).
Niedriges Energiesparpotenzial zeigt sich bei gut gedämmten und energieeffizienten Häusern, Wärmepumpen und Fußbodenheizungen sowie bei massiver Bauweise.
So testen Sie die Nachtabsenkung:
Sie sind sich noch nicht sicher, ob eine Nachtabsenkung in Ihrem Zuhause sinnvoll ist? Dann schalten Sie im Winter in einer Nacht von etwa 0°C Außentemperatur Ihre Heizung aus und kontrollieren in der Früh, um wie viel Grad dieRaumtemperatur gesunken ist. Je mehr sie gesunken ist, desto eher zahlt sich eine Nachtabsenkung wahrscheinlich aus. Die Nachtabsenkung lohnt sich aber bereits ab 3°C Differenz.